Seit dem 1.Oktober 2021 hat sich zur blauen BücherboXX im Südpark eine Sitzbank dazugesellt, die zum Verweilen einlädt. Da sich die BücherboXX direkt vor dem Universitätsgebäude, der Georg-Friedrich-Dentzel-Straße befindet, ist auch uns im Alumni-Referat die neue Sitzbank aufgefallen. Als wir herausfanden, dass Kunststudierende unserer Universität die Sitzbank gestaltet haben, war unsere Neugierde geweckt.
Im Interview mit den Kunststudierenden, Sophia Engel und Max Römer, sowie dem Dozenten für Dreidimensionales Gestalten, Eckart Steinhauser, haben wir mehr über die geheimnisvolle, neue Sitzbank im Südpark erfahren.
Frau Engel, Herr Römer und Herr Steinhauser, vielen Dank, dass Sie sich Zeit für dieses Interview nehmen. Das Alumni-Referat und das Institut für Kunstwissenschaft und Bildende Kunst verbindet bereits eine gute Zusammenarbeit (Fotoshooting). Umso mehr freut es uns, nun eines Ihrer Kunstwerke quasi vor unserer Haustür zu haben.
Wie ist es dazu gekommen, dass Kunststudierende der Universität Koblenz-Landau eine Sitzbank für den Südpark gestalten durften? Gab es hierzu Vorgaben?
Herr Steinhauser: Die Initiatoren der BücherboXX sind das Anwohnerehepaar Monika und Diethard Wehn. Frau Wehn, die schon länger den Wunsch einer Sitzbank für die BücherboXX hatte, wandte sich vorerst an Frau Prof. Tina Stolt, da hier schon ein erster Kontakt bestand und kam, auf Empfehlung von Frau Prof. Tina Stolt, auf mich zu. Da ich gerade in einem Steinkurs mit Studierenden Skulpturen aus Sandstein angefertigt hatte, schlug ich Frau Wehn vor, anhand von bereits vorhandenen Skulpturen, Sockel für eine Sitzbank anzufertigen. Somit stand schnell fest welche Form die Sitzbank annehmen würde.
Strenge Vorgaben von Frau Wehn hinsichtlich der Gestaltung der Bank gab es nicht. So auch im Steinkurs, wo die beiden Skulpturen von Sophia Engel und Max Römer erstellt wurden. Wichtiger war es mir, dass etwas Eigenes und Persönliches entsteht.
Herr Steinhauser, warum haben Sie sich für die Skulpturen von Frau Engel und Herrn Römer entschieden?
Herr Steinhauser: Einerseits, weil beide Arbeiten exzellent sind und andererseits, weil sie sich sehr voneinander unterscheiden. Es sollte sofort sichtbar sein, dass es sich hier um Sockel von zwei unterschiedlichen Künstlern handelt.
Herr Römer: Ich wollte von Anfang an eine figürliche Skulptur schaffen. Im Sommer sonnen sich auf dem warmen Sandstein der Reiterhalle, wo die Kunst ihre Ateliers hat, zahlreiche Eidechsen. So kam mir die Idee einer Eidechse, die sich um den Stein schlängelt.
Frau Engel: Mir schwebte eher eine abstrakte Skulptur vor. Die Herangehensweise ist experimentell. Man startet mit Skizzen, fertigt dann die erste Skulptur aus Ton an und tastet sich so langsam an die Arbeit mit dem Stein heran. Auch wenn sich unsere Arbeiten sehr voneinander unterscheiden und jeder seinen eigenen Stein bearbeitet hat, haben Max und ich uns häufig ausgetauscht.
Wie lange arbeitet man an einem Sockel? Stand ihnen die Pandemie dabei im Weg?
Herr Steinhauser: Bis die Arbeit am Sockel für die Sitzbank beginnen konnte, ist etwas Zeit verstrichen. Mit der Anfertigung der Sockel haben wir im Februar 2021 begonnen und waren im Mai 2021 fertig. Die Pandemie war zweifellos, auch für uns in der Kunst, eine große Herausforderung. Die Ateliers in der Reiterhalle waren geschlossen, der Unterricht hat online stattgefunden – bei Kunst nicht immer einfach umzusetzen. Bei diesem Projekt stand uns die Pandemie jedoch nicht so sehr im Weg, da man Steine prinzipiell nur draußen bearbeiten sollte und dabei Maske und eine Schutzbrille trägt. Beim Schleifen der Steine entsteht feiner Staub, der für die Lunge schädlich ist und auch sonst platzen immer wieder Splitter ab, die durch die Gegend fliegen.
Frau Engel: Herausfordernd fand ich die eisige Kälte in den Wintermonaten und die schwere körperliche Arbeit. Arme und Hände werden sehr beansprucht. Im Schnitt haben wir ein bis zwei Mal die Woche am Sockel gearbeitet, um unseren Körpern auch etwas Erholung zu gönnen.
Herr Steinhauser: Zudem lief das Projekt neben dem regulären Uni-Betrieb – Kurse, Vorlesungen und andere Arbeiten fanden parallel statt – daher die längere Bearbeitungszeit.
Sie haben sich bei der Wahl des Materials für Neustädter Sandstein entschieden. Können Sie uns etwas über die Beschaffenheit und Besonderheit dieses Sandsteines sagen?
Herr Steinhauser: Ich habe mich ganz bewusst für diesen Sandstein entschieden. Im Gegensatz zum Buntsandstein, der hier in der Region weit verbreitet ist, ist dieser hell. Dadurch lassen sich die unterschiedlich gefärbten Sandschichten besser erkennen. Die Steine für den Steinkurs habe ich mit einem Studenten, der ausgebildeter Steinmetz ist, ausgesucht. Der Stein muss fachgerecht aus dem Steinbruch gelöst werden, damit er sich gut bearbeiten lässt. Der Sandstein besteht aus Quarz und Ton. Die Quarzkörner sind sehr hart und werden durch den weichen Ton gebunden. Daher lassen sich die Körner gut lösen. Die Bearbeitung des Steines ist sehr technisch, allein durch die richtige Wahl des Werkzeuges. Gleichzeitig muss der Stein mit einem hohen Maß an Fingerspitzengefühl bearbeitet werden. Mir gefällt, dass hier Hand und Kopf sehr koordiniert zusammenarbeiten müssen.
Wie verwittert ein solcher Stein?
Herr Steinhauser: Der Stein altert gut. Ich würde mir auch wünschen, dass die Stadt ihn natürlich verwittern lässt und nicht reinigt. Mit der Zeit wird der Stein dunkler und bemoost. Um dennoch zu verhindern, dass der Verwitterungsprozess zu schnell voranschreitet und der Stein gut altern kann, ist zwischen Stein und Boden eine Isolierschicht angebracht worden. Die sogenannte Mauersperre verhindert, dass der Stein zu viel Wasser von unten aufsaugt. Das Holz für die Sitzfläche besteht aus einem sehr harten und wetterfesten Holz, das möglichst lange halten soll.
Die Sitzbank ist nicht nur ein Projekt für, sondern auch vom, Südpark – Ein Nachbarschaftsprojekt. Wer hat alles an dem Projekt mitgewirkt?
Herr Steinhauser: Projektpartner sind die Stadt Landau, vertreten durch Herrn Bürgermeister Dr. Maximilian Ingenthron, die VR-Bank Landau als Hauptsponsor und das Architekturbüro Werkgemeinschaft Landau, welche die Finanzierung der Fundamente übernommen haben. Für uns war es eine schöne Möglichkeit mit der Nachbarschaft in Dialog zu treten und unsere Arbeit für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen.
Herr Römer: Der Austausch hat bereits während der Entstehung der Sockel stattgefunden. Da wir draußen im Hof der Reiterhalle gearbeitet haben, sind viele an uns vorbeispaziert und haben uns bei der Arbeit zugeschaut: Kinder, die mit ihrem Laufrad unterwegs waren und gefragt haben, was wir hier so machen, Bauarbeiter von den umliegenden Baustellen, die uns ihr Werkzeug zur Verfügung stellen wollten. Da lässt man auch mal die Arbeit ruhen und nimmt sich Zeit, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.
Herr Steinhauser: Die Sitzbank ist auch ein interdisziplinäres Projekt. Jeder Projektpartner bringt seine Expertise ein und bereichert somit das Projekt. Ein Aspekt der Arbeit, der mir besonders gefällt! Das Anwohnerehepaar Frau und Herr Wehn, Initiatoren des Projekts, haben mit ihrer guten Vernetzung in Landau mitgewirkt und das Architekturbüro Werkgemeinschaft, ebenfalls aus dem Südpark, haben mit Berechnungen zur Statik und der Verankerung der Sockel für ein stabile Sitzbank gesorgt.
Nun eine letzte Frage an Sie Frau Engel und Herr Römer: Können Sie sich vorstellen nochmal mit Sandstein zu arbeiten?
Frau Engel: Ich bin dabei meine Master-Ausstellung zu planen und könnte mir vorstellen auch hierfür eine Skulptur aus Stein anzufertigen – aber lieber im Sommer, wenn es nicht ganz so kalt ist (lacht).
Herr Römer: Auf jeden Fall!
Das klingt vielversprechend! Wir wünschen Ihnen weiterhin ein erfolgreiches Studium an unserer Universität und würden uns freuen, in Zukunft weitere Projekte und Kunstwerke des Instituts für Kunstwissenschaft und Bildende Kunst in Landau zu entdecken. Vielen Dank für das Gespräch.
Text: Amélie Braun