Das Alumni-Referat war jüngst zu Besuch in einem Unternehmen, das eine Alumna unserer Universität, Frau Martina Erzberger-Ries, gegründet hat und heute leitet: Die ProfeS GmbH, 1995 mit Sprachkursen für Spätaussiedler gestartet, heute ein führender Träger der Erwachsenenbildung in der Region.
- Frau Erzberger-Ries, wie verlief Ihr Weg vom Lehramtsstudium in Betriebswirtschaftslehre und Englisch an der Universität Koblenz-Landau zur geschäftsführenden Alleingesellschafterin von ProfeS?
Das Lehramtsstudium an der Universität Koblenz-Landau war mein Zweit-Studium. Davor habe ich ein Studium an der Verwaltungshochschule der Bundeswehr abgeschlossen. Als ich das Lehramtsstudium abgeschlossen hatte, gab es nur wenige freie Lehrerstellen in der Region. Zudem musste ich nach dem Tod meines ersten Ehemannes alleine für die Familie sorgen (Frau Erzberger-Ries ist Mutter von vier Kindern). In der ersten Zeit arbeitete ich nachts in einem Taxi- und Mietwagenunternehmen, doch ich merkte schnell, dass ich meinen Schlaf brauche, da ich mich tagsüber um die Kinder kümmern musste. Mit zwei Übersetzerinnen aus Germersheim gründete ich 1995 ProfeS, anfangs mit Sprachkursen für Spätaussiedler. Heute hat das Unternehmen seinen Sitz in Germersheim und Landau, und bietet weit mehr als nur Sprachkurse an.
- Hatten Sie es als Frau schwerer als Gründerin und Chefin eines so erfolgreichen Unternehmens?
Nun, das ist kein Spaziergang gewesen und ich habe mir einiges anhören müssen. Ich will hier nur zwei Beispiele nennen:
Als ich vor etwa zwanzig Jahren in Germersheim auf der Suche nach Räumlichkeiten für mein Unternehmen war und ich dem Immobilienmakler gegenüber Interesse an dem besichtigten Objekt signalisierte, sagte dieser plump: „Mädel, dann bring nächstes Mal deinen Mann mit, damit wir die Unterlagen durchgehen können.“
Bei der Eröffnung der Landauer Räumlichkeiten äußerte einer der Festredner aus der Politik Skepsis darüber, ob ich mich in Landau würde erfolgreich etablieren können und unkte in seiner Rede: „Mal sehen, was ich hier als nächstes eröffnen darf…“
- ProfeS bietet mittlerweile eine Vielzahl von Kursen, für unterschiedliche Zielgruppen, an. Welche Zielgruppe ist die größte und welche Kurse sind am meisten gefragt?
Die ProfeS GmbH ist, im Gegensatz zur ProfeS GbR, teilöffentlich und von staatlichen Aufträgen abhängig. Deswegen variiert der Schwerpunkt bei den Kursen von Förderperiode zu Förderperiode. Wir müssen daher stets flexibel bleiben und sind immer mehrgleisig unterwegs, weil sich die Auftragslage schnell ändern kann. Zwischen 2015 und 2017 hat uns beispielsweise die Flüchtlingswelle stark herausgefordert. Plötzlich standen ganze Busse voller Menschen, die auf unsere Hilfe angewiesen waren, vor dem Gebäude von ProfeS. Die Behörden waren überfordert, es fehlten die nötigen Strukturen, und auch hier bei ProfeS ging es drunter und drüber. Die Situation war für alle Beteiligten hoch unbefriedigend. Seitdem hat sich vieles geändert und wir sind heute für eine solche Situation, sollte sie denn wieder eintreten, besser vorbereitet.
Zurück zu unserem Kursangebot: Für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bieten wir Weiterbildungen im sprachlichen, sozialen, kaufmännischen und gewerblich-technischen Bereich an. Auch für Arbeitssuchende bieten wir, in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter, Weiterbildungen, Umschulungen und Fortbildungen an. Unsere dritte Zielgruppe sind die Migranten. Hier geht es um viel mehr als nur Sprachkurse! ProfeS bereitet Migranten auf den Einbürgerungstest vor, bietet Integrationskurse an, hilft Menschen bei der Anerkennung ihrer ausländischen Bildungs- und Berufsabschlüsse und vieles mehr. Seit kurzem bieten wir auch eine Praxistag-Betreuung an Schulen an, die sich an Schülerinnen und Schüler, die den Abschluss der Berufsreife anstreben, richtet.
- Gibt es Alumni unserer Universität, die bei Ihnen im Unternehmen tätig sind?
Insgesamt arbeiten in meinem Unternehmen 70 Festangestellte. Hinzu kommen noch einmal 70 Personen, die auf freiberuflicher Basis oder befristet hier arbeiten. Natürlich sind da auch Absolventinnen und Absolventen der Universität Koblenz-Landau dabei, aus den unterschiedlichsten Studiengängen. Dabei ist das Studium nicht alleine ausschlaggebend für den erfolgreichen Einstieg bei uns. Unsere Klientel ist sehr heterogen, was den kulturellen und sozialen Hintergrund angeht. Wer also Menschenkenntnis mitbringt und sich auf verschiedene Menschen einlassen kann, ist bei uns als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter gut aufgehoben. Kurz gesagt: Auf die Soft Skills kommt es an!
- Frau Erzberger-Ries, vielen Dank für das offene Gespräch. Ihrem Unternehmen wünschen wir weiterhin viel Erfolg!
Die Fragen stellte Amélie Braun, Social Media Redakteurin im Alumni-Referat.
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Einer der Alumni, der bei ProfeS arbeitet, hat den Besuch des Alumni-Referates im Unternehmen vermittelt: David Schwarz, ehemaliger Lehramtsstudent der Universität Koblenz-Landau. Im Anschluss an das Interview führte er uns durch die Räumlichkeiten von ProfeS in Landau. Dabei durften wir auch einen Blick in die Kursräume werfen. Vom Alphabetisierungskurs bis hin zu individuellen Weiterbildungskursen per Videozuschaltung war alles dabei. In einem Raum waren sogar ein Krankenbett und Rollstühle abgestellt. „Hier findet gerade eine Umschulung zu Gesundheits- und Betreuungskräfte statt“, erklärte uns Herr Schwarz.
Mit vielen Impressionen haben wir das Unternehmen wieder verlassen. Einen bleibenden Eindruck hat natürlich die Karriere und starke Persönlichkeit unserer Alumna, Frau Erzberger-Ries, hinterlassen. Aber auch das von ihr gegründete Unternehmen, mit seinen vielseitigen Bildungsaufträgen und dem damit einhergehenden Mehrwert der Angebote für unsere Gesellschaft als Ganzes, hat uns beeindruckt.
Studierende und Alumni, die sich für das Unternehmen als Arbeitgeber interessieren, können eine E-Mail an info@profes-gmbh.de schicken.